
Entlastungstraße Harlingerode-West
Harlingerode ist wirtschaftlich erfolgreich - und wird voraussichtlich in den nächsten Jahren als Standort weiter ausgebaut. Das einstige Zinkhüttengelände, nach dem Niedergang der Rammelsberg-Erzförderung für viele Jahrzehnte de facto eine Industriebrache, ist seit 2020 zum Investitionsschwerpunkt der Recyclingindustrie geworden.
Doch die Kehrtseite dieser Wiederbelebung ist ein belastend hoher Schwerverkehr in den Wohngebieten im Harlingeröder Westen. Die Lebensqualität und Attraktivität dieses Wohnraums wird merklich beeinträchtigt. Das Problem ist freilich schon alt, sodass Harlingerode PUR die Westumgehung als Ziel schon seit seiner Gründung verfolgte.
Die Industriepark und Verwertungszentrum Harz GmbH (IVH; https://www.i-v-h.de/) unter Führung des Hildesheimer Großunternehmers Knut Bettels erwarb den Löwenanteil der "Industrieleiche" Hüttenwerk Harz. Die IVH will sich mit dem Landkreis Goslar und der Stadt Bad Harzburg an der Finanzierung der Westumgehung beteiligen. Der Kreistag bewilligte am 14. Dezember 2020 die Finanzierung der Vorplanung dieser Umgehungsstraße unter Leitung von Stefan Behrens (Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt / Landkr. Goslar) für rund 400.000 Euro Steuermittel. (PI vom 14.12.20: https://landkreis-goslar.de/)
Info zur Westumgehung Harlingerode
Wollen Sie mehr über die Geschichte zur Westumgehung erfahren? Lesen Sie unsere Chronologie hierzu.

Möglicher Verlauf der neuen Ortsumgehung, basierend auf den Bebauungsplan von 2002. Karte: OpenStreetMap
Wozu braucht es eine Umgehungsstraße?
Mehrere Gründe spielen eine Rolle, warum eine Ortsumgehung für Harlingerode dringlich geworden ist:
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die sukzessive Kastration des Güterverkehrs auf der Schiene in Harlingerode im späten 20. Jahrhundert (Rückbau der Gütergleisanlagen am ehemaligen Bahnhof Harlingerode bis ca. 1999, Stilllegung des Güterbahnhofs Oker Ost nördlich der ehemaligen Zinkhütte bis 2001)
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die Eröffnung des Gewerbegebiets Ellernwiesen (Gebäude an der Straße Am Finkenbrink und teilweise Göttingeröder Straße) Ende der 1980er-Jahre mit mehreren logistikintensiven Betrieben
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die Eröffnung der B 6-Schnellstraße bis 1987 mit entsprechender Änderung der Verkehrsströme
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ab 2020 der Ausbau des Industriegebiets "Recyclingzentrum Harz" durch mehrere logistikintensive Betriebe unter Ausschluss des Schienengüterverkehrs.
Insbesondere letzter Punkt steigerte die Dringlichkeit einer Umgehungsstraße, da mit einer Zunahme des Schwerverkehrs zu rechnen ist. Die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Ort ist zwar einerseits zu begrüßen, darf aber nicht zulasten der Bevölkerung gehen und zu einer Abnahme der Lebensqualität in den betroffenen Straßenzügen führen.
Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Erste Planungen einer Westumgehung reichen bis mindestens in die 1980er-Jahre zurück. Im Jahr 2002 wurde ein eigener Bebauungsplan für die Umgehungsstraße festgelegt. Dieser hat bis heute Gültigkeit. Die ungeklärte Finanzierung ließ das Projekt jedoch, zum Leid der Hausbesitzer und Anwohner, zunächst um 2004 herum scheitern.
Oktober 2022: Die weitere Planung der Westumgehung Harlingerode wurde im Landkreis Goslar genehmigt; vgl. Beschlussvorlage XIII / 0220. Mit dem Abschluss des Planfeststellungsverfahrens ist 2025 zu rechnen. Verlauf und Finanzierung sind noch unklar. Vgl. Goslarsche Zeitung (Holger Schlegel: "Die Westumgehung kostet sechs Millionen Euro", 12. Oktober 2022).
Unabhängig davon wird die IVH voraussichtlich in den nächsten Wochen mit dem Bau der so genannten "provisorischen Westumgehung" beginnen. Damit ist die Asphaltierung weitestgehend bestehender Feldwege nördlich der Wohnbebauung gemeint. Diese ist notwendig, um die Kaltenfelder Straße und tlw. Immenröder Straße von dem aktuell erheblichen Schwerlastverkehr durch Zufahrten auf das Deponiegelände nördlich der Bahnstrecke Bad Harzburg - Oker zu befreien. Sie ist jedoch keine vollumfängliche Entlastung des Wohngebiets, da sie nicht die Unternehmen im Gewerbegebiet Am Finkenbrink und mehrheitlich im Recyclingpark Harz (Zinkhütte) umfasst.
Februar 2022: Es finden Gespräche zwischen Stadt, Landkreis und IVH mit den Grundstückseigentümern statt, bei denen es sich hauptsächlich um Landwirte aus dem Ort handelt. Dabei sind weitere Faktoren wie z.B. die Belastung der Böden mit Schwermetallen zu beachten, die zur Diskussion weiterer Maßnahmen - insbesondere der Aufforstung weiter Flächen nordwestlich von Harlingerode - führen.
Weiterführende Links
Bebauungsplan Nr. 374 "Westumgehung Harlingerode" vom 20. Juni 2002 [.pdf, 10 MB]