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Die Autobahn vor der Tür: Neubau der Bundesstraße 6

Aktualisiert: 11. Okt. 2021


Die vierspurige B 6 unter der Planstraße. Foto: Till Diegeler, Dezember 2018.

Die Bundesstraße 6 hat eine wechselvolle Geschichte im Amtsbezirk Harzburg. Zunächst verlief sie direkt durch Harlingerode über die Landstraße. Später, in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts, wurde eine Umgehungsstraße südlich des Langenbergs errichtet und bildete später die Südgrenze für Göttingerode. Diese Straße verlief durch die Harlingeröder Feldmark, konnte im Laufe des 20. Jahrhunderts aber zunehmend nicht mehr die Verkehrsbelastung aus Goslar auffangen.


So bot es sich zum Anlass, dass ab den Sechzigerjahren die Überlegung einer neuen Bundesautobahn 36 bestand. Diese wurde nämlich schon weit vor der 2019 aufgestuften A 36 geplant und sollte Ostwestfalen mit dem Raum Goslar verbinden. Das Bad Harzburger Dreieck sollte ein Autobahnkreuz werden, um die Bundesautobahn 369 zwischen Braunschweig und Bad Harzburg aufzufangen. Somit ist auch die Nummer der vier Kilometer langen Mini-Autobahn zwischen Vienenburg und Bad Harzburg nicht willkürlich gewählt, sondern entstammt alten Verkehrsplanungen. Letztendlich wurde die A 369 zunächst als Bundesautobahn 395 realisiert und zwischen 1972 und 1994 gebaut, während die A 36 nur über Umwege im Jahr 2019 "geboren" wurde.


Die Bundesstraße 6 in unserem Dorf sollte ursprünglich ebenfalls zur A 36 werden. Der Querschnitt wurde bis zur Abfahrt im Steinfeld so gewählt, dass die Strecke aufstufungsfähig ist. Diese Pläne wurden aber aufgegeben, sodass diese Umwidmung nie stattfand.


Flurbereinigung ist ein Jahrhundertwerk

Die Einweihung des Gedenksteins an der Vienenburger Straße/Worthstraße am Hurlebach, 1983

Es wurde Bilanz für ein fast zehn Jahre währendes Vorhaben gezogen. Aus dem Jahre 1977 datiert der Beginn der Flurbereinigung in Harlingerode, die in ihrem Ausmaß fast an die Separation des vergangenen Jahrhunderts herankommt. Anlass dazu war der Bau der Bundesautobahn quer durch die Feldmark, der fast 30 Hektar Fläche benötigte. Ziel war es, den Landverlust auf einen größeren Kreis von Eigentümern zu verteilen, aber auch Nachteile für die allgemeine Landeskultur zu beseitigen.

Die Arbeit ist im wesentlichen abgeschlossen. Grund genug für die Teilnehmergemeinschaft, gemeinsam und mit Vertretern aller beteiligten Dienststellen eine Rundfahrt durch die Feldmark zu unternehmen und sich vom Stand der Dinge zu überzeugen. Diplom-Landwirt Conrad Dege als Vorsitzender der Gemeinschaft begrüßte allerseits und übernahm die Leitung.


Als Zweck des Treffens bezeichnete es Dege, allen Beteiligten Dank zu sagen, zum anderen aber eine Bilanz zu ziehen, nachdem das Verfahren weitgehend abgeschlossen ist. Viel Arbeit habe es gegeben, nicht immer war sie frei von Differenzen. Erwartungen und Forderungen erwiesen sich manchmal als zu hoch, im übrigen sei man hinterher immer schlauer als zuvor. Zur Landschaftspflege sei zu sagen, dass seit 100 Jahren nicht soviel Pflanzungen vorgenommen wurden wie um 1980. Die Auswirkungen zeigen sich an der üppigen Vegetation, die am Rand der B 6 vorzufinden ist.


Energisch wies Dege polemische Stellungnahmen gegen die Landwirte zurück. Sie seien keine Naturzerstörer und wüssten auch um die große Zukunftsaufgabe, die Umweltbelastungen in Grenzen zu halten. Auf eigene Kosten habe er selbst in letzter Zeit 3000 Gehölze an den Teichen im Steinfeld gepflanzt. Zu diesem Thema hatte Direktor Gerhard Zeuschner von der Landwirtschaftskammer vor Ort die vielerlei Maßnahmen zur Untersuchung, Behebung und Messung von Bodenschäden erläutert, wobei man von einem Rückgang der Messwerte ausgehen könne. Über die Anlage von Feld- und Vogelschutzgehölzen, Begründung beiderseits des Hurlebaches, Grünpflanzungen an der Autobahn und weitere Maßnahmen berichtete Amtsrat Kluge, dass schon 1979 einen umfassenden Wege- und Gewässerplan mit einem landschaftspflegerischen Begleitplan erstellte. Amtsleiter Schräber ergänzte mit weiteren Zahlen und machte deutlich, dass es auch ein Verdienst der Teilnehmergemeinschaft sei, wenn alles so verhältnismäßig schnell über die Bühne ging.


Stadtdirektor Voigt erklärte, dass er als alter Harlingeröder natürlich gern gekommen sei. Er erinnerte an die 1962 erfolgte Gründung der Gesellschaft für Landschaftspflege, die sich 1976 auflöste, weil keine Flächen mehr zur Verfügung standen. Damit seien auch schon die Grenzen der Nachfolgegesellschaft gesetzt. Was fehle, seien gesetzliche Grundlage und Dauerfinanzierung. Den Begriff "Enteignung" höre er nicht gern, da es von vornherein die Kontaktbasis zerstöre. Ihm schwebe vor, zwanglose Gespräche mit Landwirtschaft, Industrie und anderen zu führen und so vielleicht leichter an Flächen zu kommen. Sicher sei das eine Dauerarbeit, neue Pfade müssten gegangen werden.

Baudirektor Ludewig betonte, dass auch die Straßenbauer ständig bemüht seien, zu einer besseren Umwelt beizutragen. Er hoffe, dass man auch in Harlingerode zu diesem Eindruck gekommen sei. Vertreter der Berufsorganisationen lobten das sachgerechte Verhalten der Harlingeröder Landwirte und empfahlen ihnen, auch weiterhin "immer etwas voraus" zu sein. Teilnehmer Hasso Schickler übernahm es am Schluss, Stellvertreter Hermann Breustedt und Conrad Dege den Dank der Gemeinschaft für alle Arbeit und Mühe auszusprechen.


1200 Hektar Land - neu verteilt


1200 Hektar groß (12 km², ein Fünftel der Fläche Bad Harzburgs) ist das Areal der Harlingeröder Feldmark, das in den letzten acht Jahren "flurbereinigt" wurde. Allein 1000 Hektar werden als Ackerland und 200 Hektar als Grünland genutzt. Neben der Besitzumverteilung ist die infrastrukturelle Erschließung der Feldmark ein Hauptanliegen der Flurbereinigung. Es wurden 22,8 km Feldwege in der Harlingeröder Gemarkung gebaut. Kosten entstanden dafür und für den Gewässerbau rund 2,8 Mill DM. 73 % übernahm der Staat, 23 % mussten die Teilnehmer der Flurbereinigung selbst aufbringen.

Eine Flurbereinigung in großem Umfang ist den Harlingerödern nicht unbekannt. Schon um 1880 verminderte eine Separation in einem über 600 Hektar großen Gelände die Anzahl der Einzelstücke von 1154 auf 466. Auch die Flurbereinigung der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts erreichte ein ähnliches Verhältnis.


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