Mit der Alten Halberstädter Heerstraße (oder auch schlicht der Alten Straße) ist ein längst vergessener Weg gemeint, dessen Wurzeln jedoch bis in das Frühmittelalter zurückgehen. So soll schon Ludwig der Deutsche im Jahre 852 nach Christus hierauf gereist sein. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Weg über 1.200 Jahre alt und damit frühmittelalterlich ist.
Geschichte
Sie war vom Mittelalter bis zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges die wichtigste Straße im heutigen Bad Harzburg und hatte als königliche Heerstraße eine besondere Bedeutung. So diente sie noch bis ins 20. Jahrhundert als Nordgrenze der Harzburger Gemeinden und ist auch bis heute nordöstlich von Harlingerode und nördlich von Bettingerode als Stadtgrenze erkennbar; auf einem Abschnitt südlich von Abbenrode wurde ihr Verlauf sogar Teil des Eisernen Vorhangs und ist heute Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
In ihrer Bestehenszeit wurden über ihr die begehrten Goslarer Erzprodukte nach Osten gehandelt. Dabei hatten die Goslarer (und Quedlinburger) Händler den Vorteil, im ganzen Reich freien Handel betreiben zu können. Außerdem diente sie als überregionale Straße und war Teil einer Verbindung, die über Goslar hinaus bis nach Aachen reichte.
Ihre Bedeutung lässt sich heutzutage nur noch schwach erahnen. Blieb der Verlauf nach dem Dreißigjährigen Krieg noch bestehen, nahm sie bereits in ihrer Bedeutung ab; andere Wege etablierten sich (wie beispielsweise die Landstraße in Harlingerode, die in ihrer Funktion zuerst von der L 501 bei Göttingerode und schließlich von der vierspurigen B 6 abgelöst wurde).
Auch ihr Merkmal als Grenzweg ist mit der Zeit verblasst, da im Jahre 1905 an Harlingerode und somit später an Bad Harzburg rund 450 Hektar Land im Steinfeld und auf dem Wiederberg gefallen sind, sodass der Weg jetzt durch die Feldmark führt.
Später wurde sie schließlich immer weiter aufgetrennt und aufgelöst: Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie im Übergang nach Stapelburg unterbrochen, mit dem Bau der B 4n (heutige A 369) Anfang der 1970er-Jahre zudem zwischen Harlingerode und Bettingerode und mit den Flurbereinigungen im Rahmen des Neubaus der B 6 nördlich von Harlingerode verschwand ein großes Stück von ihr sogar ganz, sodass sie zwischen der B 6 und dem Radauer Holz gar nicht mehr existiert. Ein weiterer Abschnitt wurde durch den Kiestagebau im Steinfeld westlich der Bahn zerstört. Umso schätzenswerter sind ihre Fragmente, die immer noch vorhanden sind.
Verlauf
Ihr Verlauf beginnt am Goslarer Osttor. Sie führt anschließend grob über die Straßen Okerstraße, Im Schleeke und Wolfenbütteler Straße durch Oker, bevor sie selbstredend in die Halberstädter Straße übergeht. Ungefähr auf Höhe von Grillo knickte sie dann historisch nach Osten ab und führte kurz über heute dem Kiestagebau geopfertes Gebiet.
Ihr „Beginn“ in Harlingerode liegt deshalb nun an der Bahnstrecke Oker – Vienenburg an einer alten Bahnbrücke, die mittlerweile gesperrt ist. Sie führt weiter auf den Stübbeberg und von hier aus auf dem Galgenberg, wo sie die Immenröder Straße kreuzt. Es war früher üblich, zur Abschreckung von Räubern und Wegelagerern den Dorfgalgen an bedeutenden Straßen aufzustellen, sodass man hier den Platz für den Harlingeröder Galgen wählte (der zweite Dorfgalgen war weiter östlich an derselben Straße). Hier ist der Feldweg am besten ausgebaut und vollständig geteert. Von hier geht es weiter an der Beregungsstation und über die Hurle, bevor es unter die B 6 geht. Die Halberstädter Straße „endet“ hier, da ihr weiterer Verlauf durch die Flurbereinigung aufgegeben wurde.
Ihr zweiter Teil auf Harlingeröder Gebiet findet sich an der Südwestecke des Radauer Holzes, wovon die Alte Straße die Südgrenze (und ab hier auch die Nordgrenze der Stadt) bildet. Nach Osten hin geht es rauf auf den Schwalbenklint (hier befand sich der zweite Galgen), bevor es steil hinunter ins Radautal geht und wir am Bahnübergang Harzburg – Vienenburg am Ende der Halberstädter Heerstraße in Harlingeröder Gebiet sind.
Die Straße führt weiter bis zur A 369 (dort befand sich mit dem Lukaszoll eine alte Zollstation) und von hier aus zwischen Bettingerode und Lochtum bis zur Siedlung Altfeld am Ostrand von Bad Harzburg, bevor die Halberstädter Heerstraße über die Ecker Niedersachsen verlässt. Von hier führt die Alte Straße weiter über Stapelburg, Veckenstedt, Heudeber, Danstedt und Schachdorf Ströbeck nach Halberstadt und von hier weiter über Harsleben nach Quedlinburg. Die A 36 wäre – überspitzt gesagt – also ihre Nachfolgerin.
Quellen
Archiv Vegelahn: Die ältesten Wege und Straßen des Harzlandes. Wochenend-Beilage der "Kreis-Zeitung Herzberger Nachrichten" vom Samstag, 18. Oktober 1958.
Autor: Till Diegeler, November 2020/September 2021.
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